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G8 – Gewaltbereite und die Logik

Nun wurde in letzter Zeit viel über den “Schwarzen Block” in den Medien berichtet. Zeit also, auch den Hardlinern dieser unorganisierten Gruppe eine Plattform einzuräumen.

Vielfach wurde in den letzten Tagen der Schwarze Block als Ganzes für Krawall und Unruhe verantwortlich gemacht. Aus eigener Erfahrung wie auch aus den wenigen differenzierten und analytischen Medienberichten ergibt sich ein ganz anderes Bild.

Betrachtet man die zunehmend wachsende Sammelwut des Staates – als Stichworte seien hier nur die versteckte Online-Durchsuchung, biometrische Pässe oder der elektronische Abgleich von Fingerabdrücken und Passphotos mit den Melderegistern genannt – so findet man viele Kritiker dieser Entwicklung ebenfalls vermummt in dieser Gruppe. Vermummung ist in diesem Fall ein Zeichen des Protestes gegen diese auch durch die Datenschützer vielfach kritisierten Entwicklung. Sind diese Personen gewaltaetig? Nein!

Andere wiederum sehen die schwarze “Einheitskleidung” wie auch die Blockbildung als Gegenstück zur Uniformiertheit und Kommandostruktur der Polizeiorganie. Sind diese Personen gewaltaetig? Nein!

Hier fehlt also – wie so oft – eine differenzierte Betrachtungsweise. Der Schwarze Block ist weit weniger homogen wie es optisch den Anschein macht. Dennoch – ein kleiner Teil (die Minderheit!) dieses Blockes ist durch linkradikale Gedanken geprägt und gewaltbereit. Was sagen diese Personen zu Konflikten bei einer Demonstration?

Zeit, diesen Personen für sich selbst sprechen zu lassen… Hier einige Auszüge von Kommentaren aus indymedia. Mir ist klar, dass diese Auszüge bewusst auf Grund der Radikalität der Aussagen gewählt wurden. Auch lässt es sich kaum vermeiden, dass Kommentare aus dem Zusammenhang gerissen werden. Auch hier wird also ein verzerrtes extremistisches Bild der Wirklichkeit dargestellt!

Dennoch, so finde ich, sind es diese zur persönlichen Information gesammelten Kommentare wert, Gehör zu finden. Nur wer sich mit der Motivation der Extremisten beschäftigt, kann objektiv darüber urteilen.

Die Kommentare

Zum Thema Revolution schreibt oder nix z. B.:

Auch wenn das nicht die revolution ist,wer hier immer rumjammert 
die anderen sollen doch friedlich sein,vergisst scheinbar das die 
gewalt und unterdrückung vom kapitalismus ausgeht.Ob die cops nun 
angefangen haben oder nicht...der kapitalismus hat angefangen...

Deutlich ist zu erkennen, wie hier eine nicht greifbare Instanz, der Kapitalismus, für die Rechtfertigung von Gewalt genutzt wird. Da der Kapitalismus als abstrakter Begriff inhärent Böse ist, rechtfertigt diese Situation den Rückgriff auf gewalttäge Mittel. Die Frage der auslösenden Gewalt wird von zorro thematisiert:

Wieso wird die Frage der Gewalt eigentlich am Steine werfen und knüppeln diskutiert?
Stellen 18.000 Polizisten durch ihre pure P r ä s e n z etwa keine Gewalt da? Wäre, 
wenn sich alle der Staatsgewalt b e u g t e n und friedlich demonstrierten, diese 
etwa keine Gewalt mehr? Oder anders gefragt: Nimmt die friedvolle 
U n t e r w e r fu n g unter die Staatsgewalt dieser den Gewaltcharakter? 

Der Unterschied zwischen aktiver Gewalt und passiver Gewalt bzw. passivem Machtbefugnis wird hier unspezifisch gleichgesetz. Diese Argumentation spiegelt sich auch beispielhaft in folgendem Auszug wieder:

Von wem geht denn die Gewalt nun wirklich aus? Von ein paar erlebnisorientierten 
Autonomen, oder von den Verhältnissen, in denen der Ausschluss vom gesellschaftlichen 
Reichtum zur Prämisse des gesellschaftlichen Zusammenlebens gemacht wurde? Ist nicht 
das Ziel der Durchsetzung des "Freien Marktes", wie es von Merkel und Co. propagiert 
wird mit jeder Menge Gewalt verbunden? Also geht die permanente Gewalt nicht von den 
kapitalistischen Staaten aus, die zur Durchsetzung ihrer Ziele eben nicht nur Steine 
zur Verfügung haben, sondern Armeen, Polizei, Geheimdienste usw.?

Auch interessant ist die Auseinandersetzung mit den Auslösern der Auseinandersetzung am Rande der Großdemo, wie von 4Tea geäussert:

Polizeiwagen direkt neben den Weg eines wütenden schwarzen Blocks abzuparken ist 
sehr wohl eine Provokation: Die Bullen glauben, sie können uns auf der Nase 
herumtanzen.

Macht es sich hier der Autor oder die Autorin nicht zu einfach? Im Gegenzug könnte man ja auch jeden knüppelnden oder marodierenden Polizisten die Absolution erteilen, da dieser sich durch das Auftreten des “Schwarzen Blocks” provoziert fühlt?

Ebenfalls bemerkenswert ist die in mehreren Kommentaren anzutreffende Differenz zwischen dem Aufruf der radikalen Linken zur Tolerierung vom Gewaltakten. Der umgedrehte Fall, eine Toleranz gegenüber Demonstranten, die Gewalt ablehnen, ist nicht anzutreffen. Die Antwort von xxx auf einen moderaten Kommentar von d spricht Bände:

entweder kommt zum kämpfen oder verpisst euch

Ist dies tolerant? Ist dies konsistent? Meiner Meinung nach Nein! Auch interessant dieser Kommentar:

Löscht mal endlich diese ganze nachgelaberte Propagandascheiße und faschistischen 
Sprüche der ganzen Demokratie- und Mediengläubigen. Das ist ja nicht mehr auszuhalten.
Schließlich ist Indymedia ein alternatives Medium!!! Oder etwa nicht? Sollen die 
Spießerschweine sich doch in ihren Mainstreammedien auslassen oder vor der Glotze 
vollkommen verblöden! Und wenn sie Zensur schreien, egal! Machen sie doch selbst bzw. 
gibt es einfach nur noch faschistische Hetze! 

Ohne Worte!

Ein Fazit

Wer suchet, der findet. Obige Beispiele sind sicher Extreme (!) der gesammelten Äußerungen von Menschen auf indymedia. Vielfach werden oben zitierten Aussagen qualifizierte und fundierte Antworten entgegengesetzt. Auch Gewalt und seine Folgen werden, wenn auch kontrovers, so doch fundiert diskutiert.

Leider sind solche Extreme aber auch auf Demonstrationen vertreten, so dass es nicht verwundert, dass es in Rostock zu entsprechenden Zuständen gekommen ist. Dies sollte aber weder für Demonstrationserfahrene noch Polizei eine Überaschung sein…

Zusammenfassend: Der “Schwarze Block” ist auf jeden Fall eine heterogenes Gruppe. Diese bietet gewaltbereiten und nicht unbedingt intelligenten Hooligans und Extremisten die Möglichkeit, Gewaltphantasieen auszuleben. Leider zu Lasten des Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit.

Verschwörungstheorien (Agent Provocateurs durch die Polizei) wie auch die Legitimierung von Gewalt durch Verweis auf die passive Gewalt des Staates sind aber doch öfter zu finden.

Wird bei “Anderen” oft die politische Einstellung kritisiert, so ist z. T. auch bei sich dem schwarzen Block zugehörig fühlenden Personen die Weltanschauung wie auch das politische Weltbild wie aus einem Ideologiebaukasten stammend. Eine konsistente Überzeugung inklusive kritischer Hinterfragung der eigenen Position ist nur selten zu finden. Wie sieht es hier bei anderen Gruppen aus? Ähnlich würde ich sagen!